Ein internationales Forscherteam hat zufällig ein neues Antibiotikum namens „Lariocidin“ entdeckt, das Bakterien bekämpfen kann, die auf herkömmliche Medikamente nicht ansprechen. Die Entdeckung ist besonders wichtig, da medikamentenresistente Bakterien zu einem ernsthaften globalen Gesundheitsproblem werden und jährlich Millionen von Menschen sterben, weil die derzeitigen Antibiotika nicht mehr wirken.
Von Gartengrundstücken bis zu unerwarteten Durchbrüchen
Interessanterweise wurde dieses Antibiotikum im Garten eines Technikers gefunden! Wissenschaftler sammelten Bodenproben aus dem Garten und analysierten sie. Dabei entdeckten sie einen Bakterienstamm namens Paenibacillus, der Lariocidin – ein Lassopeptid – produziert. Lassopeptide haben eine einzigartige knotenartige Struktur, die sie extrem stabil und schwer abbaubar macht. Diese Eigenschaft ermöglicht es Lariocidin, deutlich länger wirksam zu bleiben als andere Antibiotika.
„Zwei-in-Eins“-Angriffsmechanismus
Lariocidin wirkt anders als die meisten bestehenden Antibiotika. Anstatt die Zellwand anzugreifen, zielt es auf das Ribosom – den Teil der Bakterien, der für die Proteinsynthese zuständig ist. Proteine sind für das Überleben und die Vermehrung von Bakterien unerlässlich. Lariocidin stört diesen Prozess gleich auf zwei Arten:
- Ribosomeninaktivierung: Verhindert, dass Ribosomen richtig funktionieren.
- Verursacht Fehler bei der Proteinsynthese: Zwingt Ribosomen, fehlerhafte Proteine zu produzieren.
Diese Kombination trägt dazu bei, dass Lariocidin selbst Bakterienstämme wirksam abtötet, die vielen anderen Medikamenten erfolgreich widerstanden haben.
Diese Entdeckung unterstreicht den Wert des Bodens als potenzielle Arzneimittelquelle. Bodenmikroben haben einzigartige Abwehrmechanismen gegen andere Bakterien entwickelt und stellen damit eine wertvolle Ressource für die Antibiotikaforschung dar. Wissenschaftler suchen zunehmend nach Lösungen für die Bekämpfung von Arzneimittelresistenzen in Bodenmikroben.

Globales Problem
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt die antimikrobielle Resistenz (AMR) zu den zehn größten Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit und verursacht jährlich rund 1,27 Millionen direkte Todesfälle. Die Entwicklung neuer Antibiotika wie Lariocidin ist entscheidend, um diesen Trend umzukehren und die Wirksamkeit der Behandlung aufrechtzuerhalten.
Trotz seines vielversprechenden Potenzials befindet sich Lariocidin noch in der frühen Forschungsphase. Wissenschaftler müssen klinische Studien durchführen, um seine Sicherheit und Wirksamkeit am Menschen zu beurteilen. Angesichts der komplexen Struktur des Lassopeptids erfordert die Entwicklung eines großtechnischen Herstellungsverfahrens zudem hochentwickelte Synthesetechnologie.
Dies ist ein Beweis dafür, dass die Natur noch unzählige Lösungen bereithält, die wir noch entdecken müssen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, an den richtigen Stellen zu suchen und diese richtig zu analysieren.